Im Darm

Eine Erkundung der Stadt am Darmbach


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Linzer Stube

Linzer Stube

Ja, dies ist das Restaurant meiner Schwiegereltern. Und, ja, ich würde auch drüber schreiben, wenn dem nicht so wäre. Wahrscheinlich hätte ich in diesem Fall sogar schon früher über das einzige österreichische Restaurant in Darmstadt geschrieben. Schlicht und ergreifend, weil die in den vergangenen Jahrhunderten entstandene österreichische Küche eine der wenigen ist, die es selbst für einen schwierigen Esser wie mich an Vielseitigkeit nicht mangeln lässt und dies in der Linzer Stube auch hervorragend umgesetzt wird, wenn ich das mal so völlig voreingenommen sagen darf. Zugegeben, so einiges hat seinen Ursprung in anderen Ländern, genauer gesagt in den Weiten der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Und so hat auch meine aus dem Süden Italiens stammende Schwiegermutter, die mehr als 30 Jahre in der Linzer Stube in der Küche stand, für sich den Zugang zur österreichischen Küche gefunden. Nur zu gern erzählt sie von dem Mythos, das Wiener Schnitzel sei gar nicht aus Wien, sondern in Wahrheit ein Piccata Milanese, nur das die Wiener aus der Not heraus den Parmesan durch schnöde Brotkrumen ersetzt hätten.

Was auch gar nicht so schlecht ist. Denn tatsächlich könnte ich bei jedem Besuch einfach immer wieder nur jenes Wiener Schnitzel essen. Aber nach mehr als zehn Jahren in der Familie Bräuer greife auch ich immer noch zur Karte (und ganz ehrlich: wer kann das schon, wenn er zum Essen zu seinen Schwiegereltern geht) und überlege was ich essen soll: Fleischbrühe vom Tafelspitz mit Frittaten oder doch mit Fleischstrudel? Statt dem Schnitzel mal ein Steak oder vielleicht lieber das Gulasch mit Semmelknödel? Nur beim Dessert schlage ich die Klassiker aus. Kaiserschmarrn, Salzburger Nockerln und Marillenknödel überlasse ich gerne anderen. Mich zieht’s immer nur zu den Powidltaschkerln – mit Pflaumenlos gefüllte Quarkteigtaschen. Grandios! Jenseits meiner sehr eigenen geschmacklichen Vorlieben ist die Linzer Stube aber vor allem für das herbstliche Enten- und Gansangebot bekannt.  Und wer im Sommer mal herkommen möchte, den lockt eine der schönsten Terrassen Darmstadts, auf der man nach dem Essen, beispielsweise mit einer Flasche Blauer Zweigelt vom ausgezeichneten Weingut Dolle aus dem niederösterreichischen Straßertal, auch gerne länger verweilt. Da macht der Besuch bei den Schwiegereltern gleich doppelt und dreifach Spaß. Und auch so mancher Gast hat hier inzwischen sein zweites Zuhause gefunden.

Die Linzer Stube liegt in der Kiesstraße 32 und ist dienstags bis freitags und sonntags von 11.30 bis 14.30 Uhr sowie von 18.00 bis 0.00 Uhr geöffnet, samstags nur abends.

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Glasschrank Steak & Meer

GlasschrankWenn ein gutes Lokal schließt und an selber Stelle ein neues öffnet, ist dies nicht immer ganz frei von Emotionen. Wehmut und Nostalgie, Vorfreude und Erwartungen. Wehmütig bin ich ob des Abschied Nehmens vom alten Glasschrank unter Führung der Familie DeLauso. Die Nostalgie kann man auch im neuen Glasschrank noch ausleben, wo einiges beim Alten geblieben ist. Dennoch werden die Erwartungen nicht enttäuscht, was die Veränderungen beim Interieur angeht. Die goldfarbenen Wände passen genauso hier rein wie die neue Anordnung der Tische an der Glaswand zur Terrasse. Und die Vorfreude auf die Küche entwickelt sich im Laufe des Abends zu einem kulinarischen Hochgenuss.

Fleischfans kommen im Glasschrank Steak & Meer voll auf ihre Kosten. Zur Auswahl stehen Steaks vom Black Angus aus Südamerika, vom Hereford Prime aus Irland, vom American Beef und Wagyu Kobe Style Beef aus den USA. Das Filet vom Hereford Prime schnitt sich wie Butter, war vom allerfeinsten gebraten, was angesichts des hier eingesetzten Montague Steakhouse Grills, aus den USA importiert, nicht überraschen dürfte. Die Sauce Café de Paris passte zum Steak ebenso gut wie die hausgemachten Olivenöl-Pommes frites. Das „Meer“ im Glasschrank ist asiatisch angehaucht. So wird hier unter anderem mit Zitronengras und Ingwer gearbeitet. Sashimi vom Thunfisch wird als Vorspeise angeboten. Aber auch zum Steak kann man Wok-Gemüse bekommen. Abgerundet wird das kulinarische Angebot auf klassisch amerikanische Art: mit einem Cheesecake mit Blaubeerkompott. Dem neuen Glasschrank gelingt es somit, in Darmstadt eine Lücke im gastronomischen Angebot zu schließen. Wer auf der Suche nach einem herausragenden Steakhouse ist, ist im Glasschrank Steak & Meer auf jeden Fall gut aufgehoben.

Das Restaurant Glasschrank Steak & Meer befindet sich in der Pützerstraße 6 und ist montags bis samstags von 11.30Uhr bis 14.30Uhr und ab 17.30Uhr sowie samstags ab 17.30Uhr geöffnet.

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El Cid

El CidEine unserer ersten kulinarischen Entdeckungen in Darmstadt war das El Cid. Das Ambiente ist geradezu das Gegenteil von stylish. Beim ersten Besuch war ich ehrlich gesagt sogar ein wenig befremdet. Angesichts der zentralen Theke und der vertäfelten Wände – sogar die Außenwand zur Landgraf-Georg-Straße ist mit Holz verkleidet – hat das El Cid doch eher etwas von Eckkneipe, in der man ein Herrengedeck und auf gut Glück noch ein Schnitzel bekommt. Inzwischen weiß ich dieses unprätentiöse Interieur zu schätzen. Denn um Schi Schi geht’s hier nicht. Und das wissen auch die Gäste, die montags bis samstags so zahlreich hierher pilgern, dass eine Reservierung stets angesagt ist.

Denn hier geht’s um Tapas. Und die sind schlicht und gut. Quasi spanische Hausmannskost. Hier wird tatsächlich noch alles frisch zubereitet. So braucht man mitunter auch ein wenig Geduld. Aber die Wartezeit lässt sich mit Brot und hausgemachter, schön knoblauchlastiger Aioli – am besten mit einem Glas Sangria runterspülen – hervorragend überbrücken. Wenn dann erst mal die flambierte Chorizo, der frisch an der Theke geschnittene Serrano-Schinken, die Patatas Bravas (mit einer herrlich scharfen Tomatensoße) und die Gambas al ajillo auf den Tisch kommen, passt auf einmal auch die Wandvertäfelung dazu.

Das El Cid liegt in der Landgraf-Georg-Straße 19 und ist montags bis samstags abends geöffnet.

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Zweite Heimat

Zweite HeimatWirklich angekommen in einer neuen Stadt ist man erst so richtig, wenn man sein zweites Wohnzimmer gefunden hat – eins mit einer Bar, leckerem Essen, freundlichen Menschen und im Sommer einem schattigen Plätzchen unter Bäumen. Mein Heiner und ich hatten Glück, denn schon nach kurzer Zeit im Darm entdeckten wir die Zweite Heimat. Ein Name der viel verspricht und alles hält. Dass dies mal eine Eckkneipe war, lässt sich kaum verschleiern, aber das Team der Zweiten Heimat hat das Lokal architektonisch gut strukturiert und so ist die Zweite Heimat gleich drei Dinge auf einmal: rechts Restaurant, in der Mitte Bar, links Raucherlounge. Geht nicht? Doch! Und es funktioniert. Der Look mit starken Bezügen zu anheimelnder 50er-Jahre-Ästhetik inklusive Kuckucksuhr, Waldtapete und Omas altem Sofa bringt alles zusammen. Dabei gleitet die Zweite Heimat weder in Großstädterironie noch in Retrokitsch ab. Auch das ein Kunststück.

Kunsthandwerk ist auch das Essen. Alles wird frisch zubereitet und das schmeckt man auch. Woanders sind Bratkartoffeln eine Beilage, hier ein Gedicht. Trotz der teilweise eher deftig anmutenden Speisen wird sich hier auch ein jeder Vegetarier wohlfühlen. Die fleischlosen Gerichte stehen hier nicht als Alibi auf der Karte, sondern sind auch kulinarisch anspruchsvoll. Mein Stammessen ist das hervorragende Wiener Schnitzel. Besser geht’s kaum. Ein Erlebnis für einen nicht-Hessen ist sicherlich die Auswahl hessischer Kleinigkeiten. Handkäs‘ mit Musigg hatte ich hier das erste Mal. Toll gemacht, keine Frage, aber so ganz mein Ding wird das wohl leider nicht. Auch das Konzept eines Kochkässchnitzel, dass hier von meinem Heiner mit Begeisterung verspeist wurde, erschließt sich mir bisher noch nicht. Aber das kann ja noch werden. Vielleicht. Denn einkehren werden wir hier auch in Zukunft regelmäßig und im Sommer wieder auf dem Taunusplatz sitzend dem H-Bus beim Vorbeifahren zuschauen.

Die Zweite Heimat befindet sich in der Kranichsteiner Straße 42 (am Taunusplatz) und ist montags bis samstags von 17 bis 1Uhr geöffnet.

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Woog

WoogDer Woog? Nein, das Woog. „Café / Essen / Bar“ heißt es auf der Website. Das stimmt. Und doch ist es so viel mehr. Es ist ein Refugium am Wasser, was in Darmstadt wahrlich Seltenheitswert hat. Die Einrichtung ist modern und doch fühlt man sich gleich wohl. Und die Terrasse war im vergangenen Eröffnungssommer für viele so etwas wie Strandersatz. Auf einmal war der Woog sogar für einen nicht-Heiner attraktiv. Das Woog sei Dank!

Kulinarisch betrachtet, ziehen mich die hausgemachten Kuchen immer wieder ins Woog. Mein Favorit: Rote Johannisbeere auf Pudding. Mit einer Portion – selbst gemachter – Schlagsahne zum Daniederknien. Ein Gedicht! Frühstücken kann man hier auch, am Wochenende sogar bis 14Uhr.

Das Woog befindet sich in der Beckstraße 44 und ist täglich von 8 bis 24Uhr geöffnet, samstags von 9 bis 24 Uhr, sonntags von 9 bis 19Uhr.

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